11.12.2025
Jacob Horsch, Geschäftsführer Brauerei zum Kuchlbauer (l.) und Staatsminister Thorsten Glauber, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, bei der Preisverleihung. Foto: StMUV/Ralf Rödel
Die Brauerei Kuchlbauer wurde für ihr klimapositives Logistikzentrum "Weissbier-Quartier" mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis 2025 ausgezeichnet. Der Preis würdigt Projekte, die mit innovativen Konzepten und messbaren Ergebnissen zum Klimaschutz in Bayern beitragen.
Das Weissbier-Quartier in Abensberg ist nach Angaben des Unternehmens das erste klimapositive Logistikzentrum Bayerns und eines der ersten in Europa. Es wurde für diesen Preis vorgeschlagen und zeigt, wie Gebäude zu Energie-Lieferanten werden, versiegelte Flächen mit Grün kompensiert und gleichzeitig attraktive Arbeits- und Lebensräume für Mensch und Natur geschaffen werden. Wie das Umweltministerium betont, "ermutigt das Projekt Unternehmen dazu, in klimafreundliche Bauweisen zu investieren, um wirtschaftliche Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Unabhängigkeit zu stärken."
Jacob Horsch, Geschäftsführer und Inhaber des Familienunternehmens Brauerei zum Kuchlbauer, betont: "Wir reden nicht nur – wir handeln. Es gehört Mut dazu, in Nachhaltigkeit zu investieren. Wir haben ein ökologisch wegweisendes Logistikzentrum für die Region geschaffen, mit dem wir unsere Energiekosten auf Null reduzieren und als Arbeitgeber attraktiv sind. Wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung können Hand in Hand gehen."
Das neue Logistikzentrum entstand nicht nur aus räumlicher Notwendigkeit, sondern vor allem aus der konsequenten nachhaltigen Ausrichtung der Familienbrauerei über Generationen hinweg. Bereits seit der achten und jetzt in der neunten Generation treibt das Unternehmen den Wandel hin zu mehr Umweltverantwortung voran – und deckt beispielsweise seit 2018 mehr als 400 % seines gesamten Strombedarfs durch eigene Energieerzeugung. Dieses nachhaltige Wachstum sprengte die Möglichkeiten des innerstädtischen Standorts, der keine Erweiterungsflächen mehr bot.
Ein neuer Standort wurde damit zum logischen Schritt, um Logistik, Verkehrsentlastung und betriebliche Effizienz ganzheitlich und zukunftsorientiert zu gestalten. Mit dem neuen Logistikzentrum setzt die Brauerei diesen Anspruch konsequent um und verbindet nachhaltiges Wachstum mit einer modernen, ressourcenschonenden Infrastruktur.
Die Idee für ein klimapositives Lager- und Verteilzentrum stammt von Jacob Horsch, Bräu in der 9. Generation der Familienbrauerei. Er entwickelte die architektonische Grundidee ohne Architekten. Das Gebäude ist so gestaltet, dass es sich dank 3D-Holzfassade harmonisch ins Hopfenland Hallertau einfügt. Für die Brauerei ist das Weissbier-Quartier kein einmaliges Prestigeprojekt, sondern Ausdruck einer langen Tradition eigenständiger und mutiger Entscheidungen. Mit dem Kuchlbauer Turm und dem KunstHaus Abensberg setzte sein Vater Leonhard Salleck bereits Zeichen, die Kunst, Bier und Nachhaltigkeit zu verbinden. Das Weissbier-Quartier führt diesen Weg konsequent fort – diesmal im Kontext eines industriellen Projekts.
Das Logistikzentrum kommt vollständig ohne zusätzliche Heiz- oder Kühltechnik aus – das Gebäude reguliert sein Klima eigenständig. Gleichzeitig erzeugt das Weissbier-Quartier mehr Energie, als es selbst benötigt. Für eine Brauerei ist das ein entscheidender Vorteil, denn die überschüssige Energie kann direkt in die betrieblichen Prozesse integriert werden.
"Damit machen wir uns unabhängig von äußeren Ressourcen und vom schwankenden Energie-Weltmarktpreis – ein zentraler Schritt gerade für die Brauwirtschaft, die zu den besonders energieintensiven Branchen zählt", erklärt Jacob Horsch. Diese Unabhängigkeit ist für ihn ein wegweisender Baustein seiner Vision: "Die Kostenentwicklung darf nicht dauerhaft an die Bierliebhaber weitergereicht werden. Stattdessen müssen wir jetzt handeln, um die Zukunft der Braukultur nachhaltig und wirtschaftlich stabil zu gestalten."
Zu den vom Umweltministerium ausdrücklich hervorgehobenen Maßnahmen des im September 2024 am Ortseingang von Abensberg eröffneten Logistikzentrums zählen die Vollholzbauweise und ein Fundament aus Recyclingmaterial, der Einsatz nachwachsender und recycelbarer Rohstoffe sowie eine energieeffiziente Gebäudetechnik mit intelligenter Steuerung. Die Versiegelung der Fläche wird durch extensive Begrünung und zusätzliche Pflanzmaßnahmen zu 110 % kompensiert.
Auch auf sozialer Ebene setzt das Weissbier-Quartier neue Standards. Die Halle bietet durch großzügige Fensterflächen und bewusst geplante Tageslichtzonen ein Arbeitsumfeld, das sich deutlich von klassischen Industriehallen unterscheidet. "Wir haben das Weissbier-Quartier bewusst nach dem Prinzip gebaut, dass nicht nur die z.B. Tech-Branche moderne, attraktive und hippe Arbeitsplätze verdient, sondern auch die hart arbeitende Logistikbranche", erklärt Jacob Horsch.
"Dieser Ansatz zeigt Wirkung: Wir erhalten inzwischen mehrere Initiativbewerbungen pro Woche – in einer Branche, in der der Wettbewerb um Personal besonders hart ist", sagt Jacob Horsch.
Der Außenbereich wurde mit Totholzflächen, Bienenstöcken, einer Zisterne und einer Streuobstwiese gestaltet. Zu dem Gelände gehören auch ein Hopfengarten und ein Biotop, das Lebensraum für Eidechsen und weitere Tierarten bietet.
Das Kuchlbauer Weissbier-Quartier ist als Projekt eines unabhängigen Familienbetriebs entstanden und steht für Umweltschutz, für Wertschöpfung aus der Region, für die Region und für wertschätzendes & zukunftsorientiertes Arbeiten in der Logistikbranche.
Die Bayerische Staatsregierung verleiht den Preis in diesem Jahr zum fünften Mal. Er ist im Artikel 11 des Bayerischen Klimaschutzgesetzes verankert und honoriert Initiativen, die sich mit nachweisbarer Wirksamkeit für Klimaschutz und Klimaanpassung einsetzen. Die vier Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury aus rund 70 Projekten vorgeschlagen und gewählt. Die Preisverleihung durch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber fand am 27. November im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg statt. Weitere Infos zum Preis gibt es hier.
"Bier ist ein Genussmittel, das nicht fabriziert wird, sondern entsteht" – gemäß diesem Leitsatz steht die Brauerei zum Kuchlbauer GmbH & Co KG mit Sitz in Abensberg (Ndb.) seit über 100 Jahren für die handwerkliche, schonende Herstellung von Weissbier-Spezialitäten aus besten regionalen Rohstoffen. Die Weissbiersorten der Brauerei werden regional vertrieben und weltweit exportiert. Gegründet um das Jahr 1300 besitzt die Privatbrauerei eines der ältesten Braurechte der Welt. Seit 1903 befindet sie sich im Besitz der Familien Salleck/Horsch. Das Unternehmen wird in 9. Generation von Bräu Jacob Horsch geführt und beschäftigt derzeit rund 80 festangestellte Mitarbeiter. Seit seinem Eintritt in die Geschäftsführung 2014 treibt Horsch die nachhaltige Modernisierung der Brauerei voran mit einem erklärten Ziel: Klimaneutralität.
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